Thomas Nehlert
Die Autorin Maria Weininger hat viel Material zusammengetragen und mit Hilfe des Sohns von Sepp Greger gründlich recherchiert, um ein beeindruckendes Buch über eine große Rennfahrerkarriere und eine starke Persönlichkeit zu schaffen. Der chronologisch geordnete Text beruht auf den handschriftlichen Aufzeichnungen Sepp Gregers, der schon zu Lebzeiten die Absicht hatte, sein bewegtes Leben in einem Buch festzuhalten. Seinem Wunsch entsprechend und seinen Notizen folgend, finden auch seine wahrhaft nicht einfache Kindheit und die von den Kriegsereignissen gezeichnete Jugend in der Biografie Berücksichtigung. Ausgehend von dieser Zeit und den Problemen nach dem Krieg wird deutlich, dass Gregers große Rennerfolge, der Aufbau mehrerer Autohäuser und der Erwerb eines Grundstücks in den USA das Ergebnis harter Arbeit und bewundernswerter Zielstrebigkeit waren.
Der stets bodenständig gebliebene und auch im Erfolg bescheiden auftretende Sepp Greger trug die Bezeichnung „der Bergkönig“, und das nicht ohne Grund. Nach mühevollem Anfang im Motorsport waren die Rennen der Europa-Bergmeisterschaft und der Deutschen Bergmeisterschaft seine Domäne. Seine drei Titel in der Europa-Bergmeisterschaft gewann er 1966 mit einem Porsche 906 bei den Sportwagen, 1969 mit einem Porsche 911 bei den GT-Fahrzeugen und schließlich 1973 mit einem Porsche 911 Carrera RS in der Kategorie der Touren- und GT-Wagen. Die 1960er Jahre waren die Blütezeit der Europa-Bergmeisterschaft mit Werkseinsätzen von Porsche, Ferrari, Abarth und BMW und Fahrern wie Edgar Barth, Gerhard Mitter, Rolf Stommelen, Ludovico Scarfiotti, Peter Schetty und Dieter Quester. Die sorgfältig zusammengestellte Rennchronologie reicht bis zum Jahr 1989, denn der jung gebliebene Sepp Greger fuhr auch im höheren Alter noch manchem Jungspund um die Ohren. Und er fuhr nicht ausschließlich Bergrennen, sondern auch Sportwagen-Langstreckenrennen in Daytona, Sebring und am Nürburgring wie auch einige Rallyes.
Gregers Wirken erschöpfte sich nicht im aktiven Rennsport; er unterstützte den Nachwuchs, war ein erfolgreicher Geschäftsmann und rief die von 1972 bis 1991 in der Münchener Olympia-Halle veranstaltete „Greger-Racing-Show“ ins Leben. Er war ein insbesondere in seiner bayerischen Heimat hochdekorierter Sportler, der über zahlreiche Auszeichnungen hinaus eine freundschaftliche Beziehung zum motorsportbegeisterten Franz Josef Strauß unterhielt.
All das ist in diesem 200 Seiten umfangreichen Band dokumentiert – mit Engagement und Liebe zum Detail verfasst und spannend und abwechslungsreich zu lesen. Ein bewegendes Abschiedswort von Sepp Gregers Ehefrau Traudl und eine sechsseitige Rennstatistik beschließen das Buch, dessen knappes Geleitwort von Münchens früherem Oberbürgermeister Georg Kronawitter stammt.
Ein echtes Highlight des Buchs ist die Illustration. 260 Abbildungen, davon 33 in Farbe und 25 in ganzseitigem Format, begeistern den Betrachter – nicht nur weil sie auf hochwertigem Mattglanzpapier brillant reproduziert sind, sondern insbesondere auch weil sie hervorragend ausgewählt und zum weit überwiegenden Teil erstmals veröffentlicht sind. Die meisten Fotos kommen aus dem Privatarchiv Greger, viele auch aus dem Historischen Archiv der Porsche AG und stammen häufig von dem bekannten Motorsportfotografen Hans Peter Seufert.
Dieses mit Leidenschaft geschriebene und ausgezeichnet zusammengestellte Buch zu einem überaus fairen Preis ist eine wahre Bereicherung der Motorsportliteratur.